Die Geschichte des Thalvereins
200 Jahre nachdem die erste Gartenszene im Tal errichtet worden war, schlossen drei Studentinnen der Landschaftsarchitektur (Lorita Göhler, Marion Wend, Kathrin Franz) an der TU Dresden ihre gemeinsame Diplomarbeit zur „Flur- und Entwicklungskonzeption“ des Seifersdorfer Tals ab. Gemeinsam mit weiteren Enthusiasten schlossen sie sich 1981 zum sogenannten „Empfindsamen Gedächtnisverein zur Hebung des Thalgedankens“ zusammen, der unter dem Dach des Kulturbundes begann, das Tal wieder zu erwecken.
Die einzelnen Gartenszenen, Wiesenräume und Sichtbeziehungen befanden sich zu dieser Zeit in einem beklagenswerten Zustand oder waren bereits völlig verschwunden.
Ziel der Gruppe war es von Anfang an, Denkmal- und Naturschutzaspekte gleichermaßen zu berücksichtigen und sich mit geistig-kulturellen Werten der Entstehungszeit der Anlage auseinanderzusetzen.
Bereits 1984 konnte die umgestürzte Laura-Säule aufgerichtet werden.
Die Einfassung und Inschrift Tafel der völlig verschwundenen Quelle Schöpfe schweigend wurde wieder aufgefunden und durch den Bildhauer Knut Fischer instandgesetzt.
Die politischen Veränderungen der Wendezeit führten unter anderem dazu, dass aus der Initiative ein richtiger Verein wurde. Seit 1993 ist der Seifersdorfer Thal e.V. Mitglied des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V., mit dem der Thalverein eine lange und erfolgreiche Kooperation pflegt.
Alle Bemühungen unseres Vereins, den Freistaat Sachsen als Eigentümer dieses wertvollen Kulturdenkmals zu gewinnen, schlugen fehl. Um die Anlage zu retten, entschloss sich der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, die entsprechenden Flurstücke zu erwerben. Möglich wurde dies 1997 durch Fördermittel des Freistaats Sachsen. Durch die Eigentumsübernahme war es nun auch möglich, Fördermittel zu beantragen und für die weitere Erhaltung des Landschaftsgartens einzusetzen.
Von 1992 bis 2011 wurde die Arbeit des Vereins durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen unterstützt, die hauptsächlich von Thomas Pätzig vor Ort fachlich betreut wurden.
Ein großer Glücksumstand war 1998 die Zusage der Allianz Umweltstiftung, Fördermittel in Höhe von 700.000 DM bereitzustellen. Damit war endlich die Möglichkeit gegeben, die vom weiteren Verfall bedrohte Anlage mit angemessenem Mitteleinsatz denkmal- und naturschutzgerecht zu erhalten und zu sanieren. Zusammen mit Fördermitteln des Freistaates stand ein Finanzvolumen von etwa einer Millionen DM zur Verfügung. Damit konnten u. a. die Brücken erneuert werden.
Ein behutsamer Umgang mit der historischen Substanz und den Werten der Natur war die Prämisse aller Bemühungen. Einige besonders stark geschädigte Denkmale mussten jedoch durch Kopien ersetzt werden. Die Originale wurden im Schloss Klippenstein in Radeberg geschützt aufgestellt und können dort besichtigt werden.
Restaurator Tim Beickert untersuchte ausgewählte Parkarchitekturen auf Schädigungen und Farbfassungen. Als Ergebnis wurde mehrfach ein weißer, Marmor imitierender Anstrich festgestellt. Daraufhin erhielten die Denkmale Den Pflegern des Thales und Dem Sänger des Thales wieder einen weißen Anstrich (nun mit Silikatfarbe), so dass der ursprüngliche reizvolle Kontrast des weißen Steines im Grün des Talgrundes wieder herausgestellt werden konnte.
Auch das Wegesystem konnte in wichtigen Bereichen instandgesetzt werden.
Auf freigestellten Felspartien wurde es möglich, die hier heimische Pechnelke (Lychnis vulgaris) wieder anzusiedeln. Diese Arbeiten wurden zum großen Teil während der beiden Parkseminare 1999 und 2000 durchgeführt, an denen jeweils mehr als 100 Teilnehmer mitarbeiteten.
Neben der Allianz-Umweltstiftung unterstützten auch der Freistaat Sachsen, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Kirchgemeinde Seifersdorf, die Sparkasse und viele private Spender in den vergangenen Jahrzehnten die Arbeit des Vereins. Eine langjährige enge Zusammenarbeit gibt es ebenfalls mit ortsansässigen Vereinen und der Gemeinde Wachau, zu der der Ortsteil Seifersdorf gehört. Auch internationale Kontakte werden gepflegt. Beispielsweise fanden in den letzten Jahren gemeinsame Arbeitseinsätze mit der polnischen Gemeinde Iłowa, der Partnergemeinde Wachaus, statt. Darüber hinaus ist der Thalverein Teil des Netzwerks Gartenkulturpfad Oberlausitz e.V.
Auszeichnungen zeigen, dass unser Engagement auch über die Region hinaus wahrgenommen und gewürdigt wird: 2005 erhielten wir den Deutschen Preis für Denkmalschutz in Gestalt der Silbernen Halbkugel, 2019 den Kulturpreis „Bürgerschaftliches Engagement für Gärten, Parks und Plätze“ der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur.
In den letzten Jahren haben zunehmend Unwetterkatastrophen, wie Hochwässer und Stürme, immense Schäden im Seifersdorfer Tal verursacht. So zerstörte das Hochwasser im März 2006 die neu hergestellten Wege vor allem im südlichen Talabschnitt, im Umfeld des Altars der Tugend. Nur ein Jahr später wütete der Orkan „Kyrill“ im Tal. Zahlreiche Bäume oberhalb der Festwiese und der Wiese am Obelisk fielen ihm zum Opfer. Glücklicherweise wurden keine Denkmäler oder Brücken zerstört. Sturmtief „Emma“ hinterließ 2008 weniger umgestürzte Bäume, beschädigte aber das Denkmal Dem Vater der Gräfin. Dem Verein gelang es immer wieder, die Schäden zu beseitigen. Der verheerende Tornado vom 24. Mai 2010 jedoch vernichtete innerhalb von nur fünf Minuten große Teile des Waldbestands. Weit über tausend große Bäume fielen ihm zum Opfer, ganze Hangabschnitte wurden regelrecht entwaldet. Stämme lagen kreuz und quer über den Wegen – das Tal war völlig unpassierbar.
Mit Unterstützung des Staatsbetriebes Sachsenforst und privater Forstbetriebe wurden zunächst die größten Stämme beräumt. Für die Wiederherstellung des Gartendenkmals war dies nur der erste notwendige Schritt. Auch mit dem Beseitigen des Bruchholzes, der Reparatur der Wege und Staffagen, die in den letzten Jahren geleistet wurden, sind die Wiederherstellungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen.
In solchen Momenten des Verlustes, in denen manchmal der Gedanke ans Aufgeben keimt, erlebt der Verein stets eine breite Solidarität. Viele freiwillige Helfer und Förderer stehen bereit. Daneben erfährt der Verein auch immer wieder ideelle und materielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. So half dankenswerterweise der Freistaat Sachsen mit dem Förderprogramm „Besondere Initiative“. Insgesamt 169.000 Euro standen für die Wiederherstellung des Landschaftsgartens zur Verfügung. Der erforderliche Eigenanteil konnte durch den Holzverkauf und Spenden aufgebracht werden. Mit der Zeit wird die Natur selbst die Lücken schließen, die der Tornado in die Waldflächen hineingerissen hat.
Seit über 40 Jahren treffen sich die Mitglieder regelmäßig, also etwa 6 mal jährlich, zu Arbeitseinsätzen, meist um Wildwuchs zu beseitigen, die Wege und Parkarchitekturen zu pflegen.
Im Jahr 2018 wurde das alte Gärtnerhaus abgerissen und bis 2020 ein neues errichtet.
Im Gärtnerhaus werden vor allem Werkzeuge und Stühle für Veranstaltungen gelagert.
Eine Aufgabe für die nächste Zeit wäre z.B. die konstruktive Verbesserung der stets verschmutzten Informationstafeln:
Neben den Zielen der Gartendenkmalpflege und des Naturschutzes ist ein zentrales Anliegen des Vereins die Befruchtung des geistig-kulturellen Lebens der Gegenwart durch die Auseinandersetzung mit Kunst, Kultur und Philosophie der Zeit um 1800. In diesem Sinne werden regelmäßig Führungen, Konzerte, Vorträge und Lesungen veranstaltet, die stets gut besucht sind.
Ein weiterer Vereinszweck, der ebenfalls in der Satzung verankert ist, ist die „Bewahrung und Hege des empfindsamen Freundschaftsideals“. Dass dieser Gedanke nach wie vor ernst genommen und die empfindsame Freundschaft als ein hoher Wert gepflegt wird, kann man am besten bei den Arbeitseinsätzen und festlichen Veranstaltungen des Vereins erleben. Getragen wird das Engagement des Vereins nicht zuletzt durch langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit, die durch neue Mitglieder und Interessierte immer wieder frische Impulse erhält.
In diesem Sinne möchten wir Sie herzlich einladen, sich unserem Freundeskreis anzuschließen!