Fotos: Bernd Lichtenberger

Insbesondere an den Nordwesthängen dominiert ein Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum), in dem die Buche (Fagus sylvatica) unter den Bäumen dominiert. Typische krautartige Pflanzen sind die Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzuloides), Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Maiglöckchen (Convallaria majalis) und das Schattenblümchen (Maianthemum bifolium). Letzteres gehört zu den Liliengewächsen und fällt durch die roten Beeren im Herbst auf.

Dort, wo nährstoffreiche Lößlehme auftreten,wird die Flora reicher. Bei den Bäumen kommen Hainbuche (Carpinus betulus) und die Winterlinde (Tilia cordata) hinzu. Die Strauchschicht wird durch beide Holunderarten (Sambucus racemosus und S. nigra), die Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und seltener das Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) bestimmt. Die Früchte des giftigen Pfaffenhütchens erinnern durch ihre purpurrote Farbe und ihre Form an die Kopfbedeckung katholischer Priester, daher der Name.

Die gut ausgebildeten Talmäander bedingen einen raschen Wechsel der Sonnenexposition (Sonnen- und Schattenlagen), woraus sich insbesondere für die naturbedingte Waldvegetation ein kleinräumiger Wechsel von verschiedenen Ausbildungsformen (Subassoziationen) des Traubeneichen (Hainbuchen-)Buchenwaldes ergibt. Auf diesen besseren Böden finden sich das Waldbingelkraut (Mercurialis perennis), die Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), das Wald-Flattergras (Milium effusum) und der in Sachsen nicht häufige Mittlere Lerchensporn (Corydalis intermedia).

In diese Waldgesellschaften wurden vor Jahrzehnten durch Forstmaßnahmen die Fichte (Picea abies) und an den Oberhängen auch die Europäische Lärche (Larix decidua) eingebracht. Der Landesverein als Eigentümer der Flächen versucht, durch vorsichtigen Waldumbau den angestammten Waldzustand wieder herzustellen. Der verheerende Sturm, der das Tal im Jahre 2010 getroffen hat, gab dazu unerwartet Gelegenheit, diesem Ziel näher zu kommen.

Die steinigen, trockenen und kargen Hangstellen werden durch einen artenarmen Birken-Stieleichenwald (Betulo pendulae-Quercetum) bestimmt. Nur Dornfarnarten (Dryopterissp.), verschiedene Habichtskrautarten (Hieracium sp.) und das Heidekraut (Calluna vulgaris) sind hier anzutreffen. Eine andere auf die sonnigen Hangoberkanten beschränkte Gesellschaft stellt der Hainsimsen-Traubeneichenwald (Luzulo-Quercetum petraeae) dar. Hier finden sich einige Wert bestimmende Pflanzenarten des Naturschutzgebietes, wie die Rote-Liste-Arten Bergplatterbse (Lathyrus linifolius), Deutscher Ginster (Genista germanica) und die Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria).

Im Sommer fallen die blauen Blüten des Berg-Sandknöpfchens (Jasione montana) und die roten Blütenstände der Pechnelke (Lychnis viscaria) auf. Die Pechnelke ist durch Leimringe am Stängel vor ungeliebten Gästen (Ameisen) geschützt.

Der besondere Wert des Seifersdorfer Tales wird durch den Winkelseggen-Erlen-Eschenwald entlang der Röder und durch den Eschen-Ahorn-Schlucht- und Schattenhangwald (Fraxino-Aceretum) in den schmalen Seitentälern und Kerben bestimmt.

Im Frühjahr bilden die Blüten der Pflanzen in der Flussaue einen bunten Kontrast, so das Weiß der Buschwindröschen (Anemone nemorosa), das Blau des Waldveilchens (Viola reichenbachiana) und das Gelb der Taubnessel (Galeobdolon luteum). Als Seltenheit treten hier die Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictum aquilegifolium) und der Echte Baldrian (Valeriana officinalis) auf. Die kühlfeuchten Kerben mit dem Bergahorn (Acer pseudoplatanus) als Charakterbaum bieten einigen montanen Pflanzenarten an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze noch Lebensraum. Dazu gehören der Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris), die Quirlblättrige Weißwurz (Polygonatum).

Bis Anfang der 1990er Jahre war die Röder stark durch Abwasser belastet, was im Tal schon durch den Geruch auffiel.
Durch die zahlreichen Kläranlagen hat sich die Wasserqualität stark verbessert. Heute besiedeln wieder zahlreiche Wasserpflanzen die Röder, darunter der Wasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans), der durch schmale Schwimmblätter auffallende Einfache Igelkolben (Sparganium emersum) und seltener das Ähren-Tausendblatt (Myriophyllum spicatum). In Altarmen und Tümpeln ist noch die Wasserfeder (Hottonia palustris) mit ihren attraktiven weißen Blütenständen zu finden.

Beobachtungen zur Fauna

Mit etwas Glück kann man am Wasser die durch den weißen Kehlfleck leicht kenntliche Wasseramsel beobachten.

Seit einigen Jahren fallen die Spuren des Fischotters auf. Wahrscheinlich ist er im Tal als Durchzügler nur auf der Jagd.

Auch eine unserer schönsten Libellen, die blaugrüne Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendatus), ist an die Röder zurückgekehrt. Ihre Larven benötigen Wasserpflanzen und vertragen nur leichte Strömung.

Auf den blühenden Wiesen im Sommer fallen die Tagfalter Schwarzkolbiger Dickkopffalter (Thymelicus lineola), Kleiner Feuerfalter (Lycena phlaeas), Mauerfuchs (Lasiommata megera), Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus), Distelfalter (Vanessa cardui), Großes Ochsenauge (Maniola jurtina), Admiral (Vanessa atalanta) und der seltene Mattscheckige Dickkopf (Thymelicus acteon) auf. Schon im zeitigen Frühjahr sind das Weiße C (Nymphalis c-album), der überwinternde Zitronenfalter (Gonepteryx rhamnus) und das Pfauenauge (Nymphalis io) auf Weidenkätzchen zu beobachten. Am Wiesenschaumkraut ist der gleichfalls im Frühjahr fliegende Aurorafalter (Anthocharis cardamines) zu finden. Als Kostbarkeit kommt im Seifersdorfer Tal der vom Aussterben bedrohte Große Schillerfalter (Apatura iris) vor.

Die Käferfauna ist sehr artenreich vertreten. So können von den Zweigen der Sträucher zahlreiche Rüsselkäfer, Blattkäfer und Weichkäfer gekeschert werden. Sehr häufig findet sich auf Ampferarten der grün schillernde Ampfer-Blattkäfer. Oft fallen oft an Pappelblättern die relativ großen rotbraunen Pappelblattkäfer mit grünblauem Halsschild auf. Nimmt man den Käfer auf, scheidet er zum Schutz ein stark nach Blausäure riechendes Sekret aus. Im gesamten Tal schwärmen im Juni bis Juli die braunen Julikäfer. Sie gehören zu der Familie der Blatthornkäfer, zu der auch der Maikäfer gehört.
Unter alter Borkenrinde sind der Schwarze Schneckenjäger (Phosphuga atrata) und auf Blüten und Stämmen der Scharlachrote Feuerkäfer (Pyrochroa coccinea) zu finden. Die Larve lebt räuberisch unter der Borke von Laubbäumen. An Bockkäfern wurden besonders Blütenböcke auf Margerite oder Brombeerblüten beobachtet, darunter der Gefleckte Schmalbock (Leptura maculata), der kleine Schwarzspitzige Schmalbock (Stenurella melanura) und der Rothalsbock (Leptura rubra).
Auf ein »Urwaldrelikt« soll noch hingewiesen werden. Bei aufmerksamer Beobachtung kann man am Zunderschwamm etwa 4 mm große Löcher feststellen. Öffnet man den Pilz, so kommen bis zu 8 mm lange schwarze Käfer mit gezähntem Halsschild zum Vorschein, der Zunderschwamm-Schwarzkäfer (Bolitophagus reticulatus). Noch vor wenigen Jahren wurde er in der Roten Liste von Deutschland in der Kategorie »gefährdet« geführt.

*Das Seifersdorfer Tal, Hans-Jürgen Hardtke und Karl Mannsfeld